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Meinungsfreiheit im Visier

Gastkommentar, iX 12/2001


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Microsofts Fürsorge kennt keine Grenzen. Nicht nur, dass Redmond sich abmüht, innovativ zum Wohle des Kunden zu sein, endlich kümmert man sich auch um Content-Fragen, und zwar um die beim Kunden. Den will man nämlich auf den rechten Weg geleiten, damit er nicht womöglich auf seinen Web-Seiten etwas schreibt, was Microsoft, MSN oder MSNBC in schlechtem Licht erscheinen ließe. Das nämlich ist den Benutzern von Frontpage 2002 gemäß Lizenzbedingungen verboten, wie Infoworld und Heise-Online kürzlich meldeten.

Möge der Kunde doch statt dessen lieber die Microsoft-Fahne hochhalten wie auf www.scheiss-linux.de , dessen Impressum-Link zu Microsoft führt. Ob Microsoft nun dahinter steht, oder derlei Treiben nur augenzwinkernd duldet, mag offen bleiben. Da das Web aus der Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken ist, wird der Surfer sicher dankbar sein, wenn man ihn vor Schmierfinken bewahrt, die über den Redmonder Konzern ohnehin nichts Gutes zu sagen haben. Zwar könnte die Gates-Company sich gegen Verleumderisches auch ohne Kleingedrucktes wehren, doch darum geht es hier wohl nicht.

Womöglich ist das alles nur ein Probelauf für künftige Lizenzbedingungen bei Word, zu finden in der Mehrzahl aller Redaktionen dieser Welt. Seinen Charme hätte das auf jeden Fall, und auch für Excel wäre das nicht uninteressant. Schließlich ließe sich auf diese Weise unterbinden, dass jemand durchzurechnen wagt, wie wirtschaftlich Microsoft-Plattformen denn wirklich sind, und unliebsame Ergebnisse dann obendrein noch publiziert.

Andererseits müssen selbst Microsoft-Kritiker einräumen, dass derartige Lizenzbedingungen aus humanitärer Sicht einen Riesenfortschritt darstellen, denn anders als im Mittelalter braucht man niemandem mehr die Zunge herauszuschneiden, nur um ihn mundtot zu machen. Ein weiterer Silberstreif am Horizont: Auf dem Weg zum Orwellschen "Ministerium für Wahrheit" ist das Ziel endlich in greifbare Nähe gerückt.


Eitel Dignatz ist Managementberater und Inhaber der Münchner Unternehmensberatung Dignatz Consulting.

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